Toxische Männlichkeit und Weiblichkeit überwinden

Ich ärgere mich über die einseitige Debatte zur toxischen Männlichkeit. Seitdem ich denken kann, höre ich nur, wie schlecht Männlichkeit sei, was mich lange dazu brachte, mich für mein Mann-Sein zu schämen. Einem großen Teil der Männer in unserer Gesellschaft geht es genauso. Erst nach über 30 Jahren habe ich erkannt: Männlichkeit und Weiblichkeit sind gleichermaßen gut und schlecht, je nachdem, wie sie ausgelebt werden.

Der Begriff „Toxizität“ stammt aus der Chemie und beschreibt die gesundheitsschädlichen Eigenschaften von Stoffen. Das Gegenteil davon ist die Gesundheitsförderlichkeit.

Psychologische Toxizität sind Gedanken und Verhaltensweisen, die der Person selbst, der Menschheit oder anderen Lebewesen schaden. Jedes Verhalten, das übertrieben wird, ist toxisch.

Gesundes Verhalten hingegen ist das, das dem Handelnden selbst guttut und das Wohl aller fördert.

Toxizität kann genderspezifisch sein, wie bei toxischer Männlichkeit oder toxischer Weiblichkeit, oder nicht-genderspezifisch, wie Narzissmus oder Selbstsabotage. Diese Verhaltensweisen sind bei Männern und Frauen gleich verbreitet, äußern sich jedoch unterschiedlich.

Toxische Männlichkeit kann auch bei Frauen auftreten, ebenso toxische Weiblichkeit bei Männern.

Beispiele:

• Eine Person, die ihre Mitarbeiter wüst beschimpft, handelt toxisch männlich.

• Eine Person, die ständig versucht, anderen Schuldgefühle zu machen, um sich selbst zu erhöhen, handelt toxisch weiblich.

Toxische Männlichkeit wird häufiger erkannt, weil sie offensichtlicher ist, wie etwa körperliche Gewalt. Toxische Weiblichkeit hingegen ist subtiler, wie etwa toxisch-psychische Manipulation.

Die Frage, welche Art von Toxizität größeren gesellschaftlichen Schaden anrichtet, ist wissenschaftlich nie beantwortet worden, wahrscheinlich weil sie zu komplex ist. Dogmen und Ideologien verengen die Sichtweise und führen zu fatalen Fehlschlüssen. Die Auffassung, dass toxische Männlichkeit schlimmer sei als toxische Weiblichkeit, ist ein Dogma, das wir hinterfragen sollten. Wir kommen als Gesellschaft nicht weiter, wenn wir den jahrtausendealten Sexismus einfach umzukehren oder aufeinander einhacken.

Toxische Verhaltensweisen sind nicht „typisch“ für ein Geschlecht. Diese Begriffe sollten als Warnzeichen verstanden werden, dass Übertreibung in jedem Fall destruktiv sind.

Es reicht nicht zu sagen, was Männer oder Frauen nicht tun sollten. Wir müssen klar definieren, was gesundes Verhalten ist. Wie genau darf ein Mann mit einer Frau flirten? Ab wann wird mütterliche Fürsorglichkeit helikoptermäßig?

Ich wünsche mir, dass wir die Unterschiede der Geschlechter ehren, ohne in starre Rollenmuster zu verfallen. Wir brauchen ein neues Gesellschaftsmodell, das Frauen und Männer gemeinsam gestalten – nicht gegeneinander.

Wir brauchen einen Fokus auf gesunde Männlichkeit und gesunde Weiblichkeit. Was sind diese beiden Dinge überhaupt? Wie können wir sie gesellschaftlich fördern?

Was denkt ihr darüber?


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